Kirwa – damals, gestern und heute
Damals…
Auch unsere Großeltern hatten in früheren Jahren bei der Bronner Kirchweih schon eine riesen Gaudi. Damals, wie auch heute, waren die Hauptpersonen bei der Kirwa die Kirwaburschen und -madla. Am Kirwasamstag fuhren die Kirwaburschen mit dem Ochsenkarren in den Staatswald, suchten sich den schönsten Baum aus und klauten diesen. Allerdings mit dem Wissen vom Förster, der hierbei schon mal ein Auge zudrückte (im Gegensatz zu heute – Matson, du erinnerst dich). Die Kirwamadla banden und schmückten unterdessen den Kranz für den Kirwabaum. Die Hauptkirwa, die sogenannte „Nouchkirwa“, war damals allerdings erst am Montag. Dann spielte vormittags zünftige Musik und zum Frühschoppen im Gasthaus Braun (ehemaliges Gasthaus Jägersteig). Von dort aus ging es dann auch los zum Kirwabaumaustanzen durch das ganze Dorf. Auf einem Wagen wurde ein Fäßla Bier durch Bronn gekarrt. Für die Mühe des Austanzens bekamen die Tanzpaare von den Dorfbewohnern Küchla spendiert. Nach der schweißtreibenden Dorfrunde wurde der Kirwabaum, der auf dem Platz zwischen dem Haus der Bäckermo und dem alten Schulhaus stand, ausgetanzt. Weiter ging es dann im Winklersaal, dem damaligen Glenksaal, wobei die ersten drei Tänze für die Kirwaburschen und -madla reserviert waren und sich kein anderer auf das Tanzparkett wagen durfte. Abends spielte Musik und da kam es öfter mal vor, dass sich die Burschen um ein Madla gestritten hatten und dies dann in zünftigen Raufereien ausartete. Natürlich waren die Bronner auch damals schon zu lustigen Späßen (vor allem nach dem reichlichen Genuss des kühlen Gerstensaftes) aufgelegt. Nachfolgend einer davon: Der Schanks Toni aus Bronn verkleidete sich als der tote „Negius von Apfelsinien“. Er wurde auf einen Tisch im Gasthof Glenk gebettet und mit einer weißen Decke als Leichentuch bedeckt. Nun wurde er mitsamt dem Tisch von der Wirtschaft in den Saal getragen, wobei ein verkleideter Pfarrer vorneweg marschierte und zu Ehren des Toten betete. Die Bronner liefen hinterher und schrien und beweinten den angeblich Toten mit lautem Geheul. Im Saal versammelte sich dann die gesamte Prozession und vom falschen Pfarrer wurde eine Predigt gehalten in der es am Schluss hieß: „… und nun erwecke ich Negius von Apfelsinien von den Toten…“ und schüttete ihm eine Maß Bier über den Kopf, wodurch der Verstorbene auf wundersame Weise wieder in das Reich der Lebenden zurückkehrte.
Gestern…
Die Kirwa unserer Eltern fand nicht mehr auf dem Schulplatz statt, sondern man hatte sie in die Bronn-Wiesn verlagert, da diese näher zum Winklersaal war. Bereits in der Kirwawoche, d.h. in der Woche vor der Kirwa, wurde das Loch für den Kirwabaum gegraben, wo es oft sehr feucht und fröhlich zuging. Kirwasamstag wurde von den Kirwaburschen der Baum, der vorher schon mit dem Förster ausgesucht worden war, aus dem Wald geholt und mit großem Stolz und Geschrei durch das Dorf gefahren. Währenddessen banden die Kirwamadla den Kirwakranz. Des Öfteren kam es vor, dass der Baum zu lang war um in die Bronn-Wiesn zu fahrn, so dass er getragen werden musste., wobei dann alle mit anpackten. Dabei gab es einen Mann, der wegen seiner Größe und Stärke Bimbo genannt wurde, der den Baum fast ganz alleine trug, während die anderen nur so taten (dabei hingen sie mehr oder weniger an dem Baum als dass sie trugen). Samstag, Sonntag und Montag Abend gab es im Winklersaal Tanz, der vom Wastl organisiert wurde. Unsere Eltern Hatten nicht viel zu tun an der Kirchweih und konnten sich somit mehr dem Genusse von Bier und diversen anderen Getränken widmen. Der Kirwabaum wurde ebenfalls am Montag Nachmittag ausgetanzt und das Siegerpaar gewann den Baum. In der Nacht wurden die Autos um den Baum gestellt und auch darin geschlafen. So wurden manche Attentate auf den Kirwabaum Gott sei Dank rechtzeitig erkannt und vereitelt und Feinde aus dem nachbarlichen Dorf in die Flucht geschlagen. Ein besonderer Spaß war immer das nächtliche oder besser gesagt früh morgendliche Rodeoreiten. Die Familie Winkler hielt hinter dem Winklersaal ein Pony, für welches das Kirwawochenende immer ein ziemlich hartes und anstrengedes Wochenende war. Denn für die Kirwaburschen und -madla war es zu fortgeschrittener Sunde immer ein besonderer Spaß, sich auf dem Pony im Reiten zu üben. Allerdings wurde es dem Pony dann irgendwann doch zu bunt, denn es biss einen Mann aus Bronn, der seit dieser Nacht Trämpers genannt wurde, dermaßen in den Arm, so dass dieser sogar ins Krankenhaus gefahren werden musste. Anscheindend war dies jedem eine Lehre, denn nach dieser Geschichte wurde das arme Pony nicht mehr belästigt….
Heute…
Wenn man die Kirwa in Bronn in früheren Jahren mit der Kirwa, wie sie heute gefeiert wird, vergleicht, so stellt man fest, dass sich doch einiges gändert hat. Nach einer kurzen Durststrecke während der kein Tanz abgehalten wurde, beschlossen die Bronner Jugendlichen die Kirwa wieder zu beleben und diese für Jung und Alt etwas attraktiver zu gestalten.Am Anfang wurde die Kirchweih im Winklersaal abgehalten. Dieser wurde jedoch mit der Zeit den Ansprüchen nicht mehr gerecht und so suchten wir, allen voran unser Matson, nach einer passenderen Örtlichkeit. Diese fand sich in der Lagerhalle der Brauerei Winkler, wo 1992 die erste Kirwa im größeren Stil abgehalten wurde. Nachdem die Halle nach zwei Jahren leider verpachtet wurde und für uns somit nicht mehr zur Verfügung stand, beschlossen wir zum ersten Mal eine Zeltkirwa abzuhalten. Dies war natürlich mit einem erheblichen Mehraufwand an Arbeit und Kosten verbunden. Doch mit der Unterstützung vieler hilfreicher Hände verlief unsre erste Zeltkirwa im Großen und Ganzen ziemlich reibungslos. Seither gibt es nun in Bronn eine Zeltkirwa, welche von der Dorfgemeinschaft sehr gut angenommen wird, wie man von der Besucherzahl ableiten kann. Das Zelt sowie der Kirwabaum stehen somit bis heute Jahr für Jahr auf der Pfarrwiesn. Hier gilt vorallem unser Dank der Familie „Donahöl“. Die Kirchweih beginnt heutzutage inoffiziell eigentlich schon eine Woche vorher, da das Zelt aufgestellt werden muss und es jeden Abend außer viel Spaß auch jede Menge zu tun gibt. Am Samstag startet die Kirwa ganz offiziell mit dem Kirwabaumaufstellen, welches sich des öfteren schon stundenlang hingezogen hat, da der Baum ja jedes Jahr länger sein muss. Den Kranz bindet heute die Späth’s Sophie, die es nachweislich besser kann als wir. Am Abend ist dann der erste Tanz. Großen Anklang findet auch unsre Bar. Am Sonntag Vormittag heißt es dann aufräumen und den Gottesdienst besuchen, auch wenn dies vielen noch etwas schwer fällt. Bis zum Nachmittag sollten aber dann die meisten wieder fit sein, da das Austanzen des Kirwabaums losgeht. Vor ein paar Jahren fand dies jedoch erst am Montag statt. Die Kirwapaare marschieren zusammen mit dem Musiker und einem Pferdewagen, auf dem das Fäßla Bier transportiert wird, durch das Dorf. Wieder beim Zelt angekommen, abgekämpft und vielleicht auch nicht mehr ganz nüchtern wird um den Baum getanzt und ein Blumenstrauß reihum gereicht bis der Wecker klingelt. Das Paar, welches den Blumenstrauß beim Klingeln in der Hand hält ist das Kirwapaar, das einen Preis gewinnt und dafür eine Extrarunde um den Baum drehen muss. Mit gemütlichen Kaffee trinken und Küchla essen findet der Nachmittag einen gemütlichen Ausklang bis es dann am Abend wieder auf Tanz geht. Am Montag Morgen ist die Überwindung zum Aufräumen dann manchmal schon groß. Hilft aber alles nichts, da bald schon die ersten Gäste zum Weißwurst Frühschoppen eintreffen. Abends findet dann zum letzten Mal Tanz statt sowie unsere große Tombula, bei der es jedes Jahr mit der Unterstützung vieler Geschäfte und Firmen aus der Umgebung tolle Preis zu gewinnen gibt. ehmütig blicken wir zurück, wenn die Kirwa von Montag auf Dienstag so langsam ausklingt. Aber wir sind auch etwas froh, dass sie vorbei ist, denn Erholung nach diesen drei Tagen hat jeder nötig. Einige mehr, einige weniger…